Mittwoch, 27. April 2011

Begegnung auf dem Camino



Nach 100 Minuten Flugzeit landete airberlin um 8:10 Uhr sicher im Baskenland auf dem Flugplatz Bilbao. Nach einer kleinen Orientierungszeit entschloß ich mich, auf den Weg nach Getxo zu machen.

Hängebrücke Getxo / Portugalete
Es war nicht schwierig, den gelben Pfeilen folgend, stand ich vor der ältesten Hängebrücke (Weltkulturerbe).
Ein erhabenes Gefühl begleitete mich über dem Wasser zu schweben, und in Portugalete den Camino del Norte wieder zu betreten.
Die erste Pilgerbekanntschaft machte ich mit einem Ungarn. Auch er wartete vor der Information, um diesen Tag im Credencial del Peregrino dokomentieren zu lassen.

Ich benötigte immer 3 Stempel; denn meinen kürzlich verstorbenen Freunden Alfred und Karl habe ich versprochen, dass wir gemeinsam den Camino nach Santiago de Compostela pilgern.

Information in Portugalete
Weiter auf dem Camino - Laufband habe ich schnell die Stadtgrenze erreicht und war überrascht wie großzügig hier die Fahrrad,- u. Fußgängerwege angelegt sind. Das diese fast bis an den Badeort La Arena mich begleiten hätte ich nicht für möglich gehalten. 

nach ca 5 Stunden Pilgerzeit erreichte ich das vorgebuchte Aparthostal La Arena www.laarena.com Mit einer gewaltigen Dünung empfing mich der Golf von Biskaya mit seiner Steilküste.

La Arena / Islares (25 km)

Guten Morgen! Der 1. Blick ging aus dem Fenster. Es war  um 7 °° Uhr noch dunkel. Trotzdem, die Sonne kam hinter den Wolken vor. Entlang den Dünen und dem Sandstrand ging es gleich auf die Steilküste, um einen malerischen Blick zu haben.


Zwischenzeitlich habe ich das Baskenland verlassen und befinde mich im spanischen Kantabrien. Überwiegend ländlich geprägte Regionen durchpilgere ich entlang der Küste, bis ich auf die wunderschöne Hafenstadt Castro - Urdiales mit ihrer Promenade und der Burg (Castillo). Besonders sehenswert ist die Kirche Santa Maria und die Festung Santa Ana.

Hafenmeile mit Festung und Kirche
Vorbei an der Hafenmeile eroberte ich die Festung und Kirche, stellte in deren Höhlen viele Felsmalereien fest. 
Entlang der Küste traf ich auf die erste deutsche Pilgergruppe. Wir verstanden uns prächtig und pilgerten einige Stunden auf dem Camino del Norte.

Benny Tina Judeth
Schäferpaar
Die "Zeit" der Schafe hatten wir nicht und so durfte ich die Gruppe noch bis zum Küstenort Islares begleiten.
Der Küstenpfad schlängelte sich zunächst durch locker gestreute Steineichen, danach über eine offene Wiesenfläche mit weidenden Kühen. Es war bereits der Nachmittag angebrochen, die Sonne stand hoch, und wir beschlossen eine Kaffeepause zu machen. Nach angeregter Unterhaltung haben sich unsere Wege hier getrennt. In der Nachbarschaft der Bar befand sich ein Hostal (Lantaron) und so beschloss ich hier in dem kleinen Ferienort zu nächtigen.
Aisia Islares Spa, Castro Urdiales, Spanien
Hostal Lantaron

Ferienort Islares

Islares / Santona  (30 km)

Nachdem ich mich mit einem spanischen Frühstück Cafe con Leche und Toastbrot gestärkt hatte wurde der Rucksack aufgeschnallt. Bedingt durch einen  Meeresarm, pilgerte ich durch Eukalyptuswälder.

Die Erfahrung jeder Pilgerreise
weitet unsere Sicht


Nach einiger Zeit kam Laredo, die Sommerfrische vieler Kantabrier , vor allem aber vieler Bilbainer in Sicht.

hinunter zur Altstadt Laredo zum traumhaften Strand

Sonne, Wind und Meer begleiteten mich auf der Promenade entsprechend bis El Puntal. Hoffentlich fährt hier eine Fähre. Meine Ängste waren unbegründet; denn die Fähre von Laredo nach Santona (€ 1,70) ist ein privates Boot. Da keine richtigen Stege auf der Laredo Seite sind, muss sich der Skipper an die Ebbe und Flut halten, damit er möglichst nahe an den Sandstrand heran kommt.

Fähre Laredo / Santona
In Santona habe ich in der Jugendherberge  http://www.alberguedesantona.com genächtigt.  Pilgermenue und Frühstück waren eine Selbstverständlichkeit. Für müde Pilger etwas weit von der Stadt entfernt (1 km)

Santona / Güemes (25km)

Bis auf die Übersteigung der Felsnase El Brusco zwischen den Sandstränden von Berria und Noja und dem Anstieg bei Bareyo praktisch eine Flachetappe auf guten Wegen.

Landschaft: Eine Etappe der Kontraste mit dem malerischen Flair pur zwischen Laredo und Santona sowie des wunderschönen Sandstrandes vor Noja. Danach radikaler Wechsel zu grünen Weiden, Wiesen und Wälder.

der 5 km lange Srand von Noja im spanischen Kantabrien
Über hügelige Landschaften bei 28 ° C war es eine anstrengende Pilgertour bis die Kultherberge "El Cagigal" in Güemes erreicht war. Pedre Ernesto Bustio reichte jedem Pilger erst einmal ein Glas Wasser und zeigte voller Stolz seine liebevoll hergerichtete Herberge.

die jungen Herbergseltern
Schuhe werden am Kamin getrocknet
Herberge in Güemes
Pilger beim gemeinsamen Pilgeressen
In dieser Privatherberge ist alles auf Spendenbasis. Es wurde soooo viel in der Herberge angeboten,dass es für mich eine Selbstverständlichkeit war 20,- € zu spenden. Gracias!!!


Güemes / Bezona (ca. 27 km)

Bedingt durch das gute Frühstück, war der heutige Abmarsch um 7:45 Uhr. Der heutige Pilgerweg ging entlang der Steilküste zwischen Galizano und Loredo entlang des Strandes von Somo. Hier ist der Strand so breit, dass bei Ebbe Fussballspiele stattfinden.

                                              Steilküste und Personenfähre Somo / Santander

Wenn man den gekennzeichneten Weg unvoreingenommen folgt kommt man zum Fähranleger von Somo. Die Bootsfahrt nach Santander ist eine so angemessene Art sich der Hafenstadt zu nähern.

Von  drei Seiten umspült der Atlantik Santander, herrliche Sandstrände umkränzen die Landzunge an der größten Bucht an Spaniens Nordküste. Die heutige moderne Stadt hat auch einige Schattenseiten der Geschichte. im 15. Jahrhundert kam die Pest, erst 1753 brachte der Handel mit kastilischer Wolle und Mehl die Wirtschaft in Schwung. Die Königin Isabell II   machte aus Santander 1861 ein "Seebad". Noch 2 Katastrophen prägten die Stadt: 1893 explodierte im Hafen ein mit 50 t Dynamit beladenes Dampfschiff. 1941 zerstörte ein Horrikan mit einer folgenden Feuersbrunst die Stadt.

Bank von Santander

Kirchenchor in der Kathedrale

heutige Innenstadt

Kreuzgang


nicht zu übersehen
Nachdem ich Sehenswürdigkeiten gesehen habe und dem Kirchenchor in der Kathedrale lauschen durfte pilgerte ich durch die Innenstadt stadtauswärts zur nächsten Unterkunft im Dorf Bezona. Es war Sonntag,  so gab es auch kein Pilgermenue.  Als Pilger wird man genügsam und so war ich auch schon mit dem Essen aus dem Rucksack zufrieden.

Bezona / Santilla del Mar (27 km)

Ein aufmerksamer Pilger schaut sich am Abend zuvor immer den Einstieg des neuen Pilgertages an. So viel es mir leicht, direkt wieder auf den Camino del Norte zu kommen.
Ländlich geprägtes, sanft geschwungenes Hügelland und einige schöne, kurzweilige Küstenblicke begleiteten mich bis zum Problem. Entweder einen 6 km langen Umweg oder über die für Pilger verbotene Eisenbahnbrücke gehen. Der Fluss Pas sollte überquert werden. Ich traf auf 2 Pilgerinnen aus Graz die es mit mir gemeinsam versuchten. Wir legten das Ohr auf die Gleise und hörten keinen Zug. Schnell machten wir uns auf die Brücke und pilgerten die 150 m im unüblichen Schritt.



         Wie man sieht ist die Flucht gelungen und wir stehen glücklich auf dem Bahnhof Mogro

Ich bin dann meinen Pilgerschritt gegangen und habe die Pilgerinnen nie wieder gesehen. Danach folgte erst einmal ein endloses Industriegebiet durch die Dörfer Polanco, Barreda, Quevada, Campiengo bis zum Ziel.

Santillaner del Mar hat sein mittelalterliches Ortsbild fast vollständig bewahrt, was es zum spanischen "Rothenburg ob der Tauber" macht. Im Spätmittelalter erlebte der Ort seine Blütezeit, wovon zahlreiche wappengeschmückte Adelspaläste zeugen. Eine Pilgerherberge vor Ort und viele Pensionen machen die Nächtigung zum leichten Spiel.


              

 Ein Streifzug durch das spanische "Rothenburg ob der Tauber" Santilla del Mar in Kantabrien


Santillana del Mar / San Visente de la Barquera (ca. 32 km)

Ohne Früstück, bedeckter Himmel auf matschiger Wegstrecke an Straßenbauarbeiten vorbei beginnt der 7. Pilgertag. Im Zisterzienserkloster von Cobreces mit eigener Herberge konnte ich nach 3 Stunden meine oblgatorische Kaffeepause einlegen. Nach einem Cafe con Leche habe ich mich schon lange gesehnt.

Nach weiteren 11 km komme ich in den Ort Comillas mit dem gut erhaltenen historischem Zentrum. In den Parkanlagen befinden sich westlich der Altstadt herausragende Bauwerke im Stil des Nouveau des ausgehenden 19. Jahrhundert. Die kirchliche Uni, den Palast des Grafen von Comillas und besonders das kleine , von Gaudi erbaute Schlößchen "El Capricho" in dem sich heute ein elegantes Restaurant befindet.

Gaudis Schlößchen "El Capricho"
Kirchliche Universität
Über grüne Küstenlandschaften erreichte ich am späten Nachmittag  mein Hostal Gerra Mayor 4km vor San Vicente. Da ich in dieser Herberge ganz alleine war, gab es auch nichts zu essen.

grüne Küste und Pilgerunterkunft





Mitunter sagen Bilder mehr als Worte

San Vicente de la Barquera / Andrin v. llanes (35 km)

Der Weg hat schon an meinem Gewicht gezerrt, und so wurde mein Gürtel in Ungera um 2 Löcher erweitert. Auf dem Panoramaweg der Küste fand ein Länderwechsel in Spanien statt. Das Land Kantabrien habe ich durchpilgert und ein "Herzlich Willkommen" in Asturien. Auf dem internationalen Wanderweg  E 9 konnte ich bei sommerlichen Temperaturen die Pilgerseele weiter baumeln lassen. Die Schönheit des Weges ließ die Anstrengung fast vergessen. Zwischenzeitlich habe ich meinen Rucksack stark erleichtert; denn ich hatte schon viel Wasser getrunken und Bananen, Schinken u. Brot gegessen. (2 kg) Auf dem Weg habe ich niemanden getroffen. Meine Kraft neigte sich dem Ende und ich war überglücklich als mir der Ort Andrin entgegen kam. Eine Pilgerherberge hatte der Ort nicht und so nahm ich gern was mir angeboten wurde. La Boritza  www.hotellaboriza.es

Panoramaweg auf dem Camino del Norte E9 sowie die Hostal Herberge

LLanes - Andrin / Rabadesella (35 km)

Herbergen, die muss man einfach mögen, denn was will der Pilger eigentlich? Die Hausdame war selbst eine Pilgerin und ihr war bekannt was ein Pilger auf seiner Tour benötigt. So stellte sie mir Kaffee mit Milch, Toastbrot, Schinken, Saft, und Obst hin. Ich traute meinen Augen nicht und nahm es dankend an. Wenn dies kein schöner Tag werden sollte.

aufgehende Sonne in Andrin
Ein Reh spielte mit mir so lange bis ich es fotografiert habe. Die Golfer schauten mitleidig auf den Pilger und atemberaubende Bilder zeigte die Natur.


Eine sehr attraktive Etappe eröffnete sich mit abwechslungsreichen Eindrücken im sanfthügeligem Streifen zwischen Küste und Berge. Die Temperaturen steigen an diesem Tag bis auf 34 ° C. Die Höhenunterschiede bewegen sich bei 450 m im Auf- und Abstieg.

Kapelle a.d. Mittelalter

Mein Pilgertag war heute mit Pausen 8 Stunden und hat mir viel gegeben. Auf dem Weg habe ich so gut wie keinen Pilger getroffen. Gegen 15 °° Uhr suchte ich mir eine Pension in Ribadesella.

Mittagsblum

 

                                                              Eindrücke auf dem Weg


Die Kirche werde ich nie vergessen; denn hier hatte ich ein ganz besonderes Erlebnis.

Die Kirche von Ribadesella

Endlich, dachte ich die Kirche hat offene Türen. Nach einem so anstrengenden Tag war es mir ein Bedürfnis, ein Gebet zu halten und Gott für diesen Tag zu danken.
Ich öffnete die Tür! Viele Kinder "lärmten" mir entgegen. Hier hat der Priester aber ein offenes Herz dachte ich; denn so wie hier in der Kirche kannte ich es nur aus unseren Schulen oder Kindergärten.
Warum sollte ich dies nicht einmal mit der Kamera festhalten? Gesagt, getan! Nun traute ich meinen Ohren und meinen Augen nicht mehr. Der Priester, den ich vorher nicht bemerkt habe,  kam gezielt auf mich zugelaufen. Sprach unentwegt auf Spanisch auf mich ein und nagelte mich auf der Bank fest. Ich habe zu Gott gebetet und ihn gefragt, ob er mir eine Antwort geben könne! Immer wenn ich Richtung Ausgang gehen wollte kam der Priester angelaufen und meinte,  sitzen bleiben. Naja es wird schon gut gehen! Es dauerte nicht lange, da kam die spanische Polizei! Sie bat mich, den Chip der Kamera auszuhändigen. Dies habe ich verneint. Dann sollte ich die Bilder löschen. Da ich nur 3 Bilder gemacht  habe löschte ich sie im Beisein  der Polizei. Ich bedankte mich bei der Polizei für das Entgegenkommen und bin meinen Weg gegangen.
Bisher konnte mir keiner eine Antwort auf das Verhalten des Priester mitteilen.

Camino Primitivo

Versteckt in den Bergen Asturiens und Galiciens, verborgen wie ein Geheimnis, das man nur wenigen Freunden preisgibt, führt der Camino Primitivo - von Oviedo Richtung Santiago. Er wird nie mit dem Ruhm des Camino Frances und den meisten anderen "Nebenwegen" konkurrieren können, denn er ist für die Pilger vorbehalten, die bereit sind, die Mühen des wohl härtesten Jakobsweges auf sich zu nehmen. Nach "nur" 310 km mündet er in die Hauptstrecke.
Hier schweift der Blick über Berge und Täler und fern von dem Lärm der Zivilisation. Viele erfahrene Pilger, die den Weg erlebt haben, bezeichnen ihn als den schönsten der Jakobswege.
Auch wenn der Camino eine körperliche Herausforderung ist, können die Berge bezwungen werden bei einer Herzfrequenz von 180 - Lebensalter.
                                                                                                                                        Raimund Joos
                                                                                                                          

                                                                                                                                      
Oviedo / Grado (30 km)

Mein Camino Primitivo beginnt in Oviedo dem spanischen Bundesland Asturien.  Dort startete ich um 12 °° Uhr. 

Um 17 °° Uhr war ich am Ziel Grado. Es war relativ einfach  die ausgeschilderte Strecke zu finden. Ein welliges Gelände mit kleinen Bergspitzen. (Höhenprofil 100 - 280 m) 
Nicht ganz einfach war es, eine Herberge zu finden. Ich fragte in einem Cafe nach und ein seriöser Herr bot mir seine "Zweitwohnung" an. Sie war  für unsere Verhältnisse einfach und sauber. Hier konnte ich ungestört meine Wäsche waschen und. mich fertig machen, um noch ein Pilgermenue zu essen. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen; denn bis 21 °° Uhr wollte ich doch nicht warten.

Grado / Salas (24 km)

Bevor man sich auf den Weg macht, sollte man sich mit genügend Proviant eindecken, da erst 13 km später die nächste Einkaufsmöglichkeit besteht. Die Landschaft ist weitläufig, die Wiesen sind satt grün. Weich geschwungene Hügel ziehen sich weit dahin. Es ist leicht nebelig und die Sonne bricht hier und dort durch. Die ersten spanische "Mitpilgerer" treffe ich. Einer davon spricht sogar Deutsch und war "Gastarbeiter" in unserem Land.


Am Fluss Narcea, im Ort Cornellana, liegt das fast verfallene Kloster  San Salvator. Hier befindet sich eine Herberge, die noch verschlossen ist. Es wäre auch zu früh, um hier einen Stopp einzulegen. was mir aufgefallen ist, dass mindestens 10 Pilger mit auf der Strecke sind. Bekanntlich trifft man sich immer in der nächsten Herberge oder Bar.


                   Das Kloster San Salvator am Fluss Narcea und dem Ort Cornellana

Nachdem ich mit Pausen 5 Stunden gepilgert bin erreiche ich den Ort Sales. Mein Hostal Sato hatte ich schnell ausfindig gemacht, und die Dachterrasse war eine herrlicher Gelegenheit, um die Wäsche zu trocknen.

Neben dem Festungsturm befindet sich die Information und ein ** Sterne Hotel Castillo de Valdes wo man besonders schön sitzen kann und ein tolles Pilgermenue gegen Vorlage des Pilgerausweises bekommt.




Salas / Tineo (24 km)

Oh! Schau einmal aus dem Fenster, es regnet. Naja es muss ja auch mich einmal erwischen. Für mich ein ganz neues Erlebnis den Camino Primitivo mit Regenschutz zu erleben. Es ging durch den Wald auf schmalen Pfaden und ein Bächlein rauschte. Vor La Espina begleitet mich eine Straßenbaustelle die großflächig umpilgert werden kann. Regen, schlammige Schuhe und neblige Sicht.



Zwischenzeitlich bin ich an der liebevoll renovierten Privatherberge von Alejandros in einem alten Steinhaus angekommen. Den Job als Taxifahrer in Madrid hat er aufgegeben und betreibt die Pilgerherberge auf Spendenbasis. Wer hier (Bodenaya) vorbei kommt ist immer ein gern gesehener Gast. Tel: 609133151 So nebenbei sei einmal erwähnt, dass es langsam aber sicher den Berg hinauf geht. (400 - 800 m) 

Der Regen begleitete mich jetzt schon 3 Stunden und ich war es satt im schlammigen Geröll, und dies auch noch bergauf, zu Pilgern. Die Straße Richtung Tineo wurde vorgezogen.



                                                     Aus Tineo kommt der Cross - Weltmeister  Juan Carlos Fernandez


Ein besonders schönes Begrüßung am Ortseingang. Da der Pilger auf dem Weg immer eine gute Verbindung zum Himmel hat, erfreute es mich, dass mein Quartier nicht nur schön war sondern auch noch die Pilger -Wäsche gewaschen und getrocknet wurde. In der Pension Tineo mit angeschlossener Bar bekam man auch noch um 15 °° Uhr  sein Pilgermenue.


Der Regen hat sich aufgelöst


Tineo / Pola de Allande  (25 km)


Die Königsetappe: Der Tag beginnt neblig trübe mit immer mehr Auflockerung. Sonne, Nebel, Sonnenschein! Nach vielen verschlungenen Pfaden erreiche ich  die erste Anhöhe der Königsetappe. Eine traumhafte Aussicht auf dem Alto de Porciles. Eine Aussicht nach der Anderen und schon wieder bin ich auf über 900 Höhenmeter geklettert zum Pass  Alto  de Labadoiro.

Hier traf ich den einen spanischen "Kilometerfresser" Julius aus Madrid. Klein aber oho 7,5 kg im Rucksack und GPS in der Hosentasche. Er wunderte sich, dass ich ihn eingeholt habe und so entstand eine kilometerlange Pilgerfreundschaft.


Pausen machten wir gemeinsam und gingen einen weiteren flotten Schritt. Am Berg pilgerte er mir davon im Gefälle  konnte ich mein Gewicht einsetzen und ihn wieder einholen.


Wie man auf den Bildern sehen kann haben wir auf den Bergen einen himmlischen Tag.

Der Unterschied in der Bar bestand darin, dass Julius sich ein Glas Leitungswasser geben ließ und ich mir ein
Cafe con Leche bestellte.

Wenn man den Pilger auf der Brücke betrachtet fällt es sicherlich auf.

Zwischenzeitlich haben wir den Ort Pola de Allande erreicht. Ich fragte Julius ob er auch hier nächtigen möchte. Er sagte nein und ging auf dem Camino weiter in Richtung Berge. Ich durfte mir eine Herberge suchen und den Tag ausklingen lassen. Es kommt auf dem Primitivo nicht all zu oft vor aber ich machte vor Ort neue Pilgerbekanntschaften. Udo aus Freiburg und Franz u. Dorin aus Rotterdam.




Ja, auch ein Pilger muss sich die Zeit nehmen um zu Regenerieren. Wolfgang auf der Bank und Franz und Dorin beim Essen um 21 °° Uhr.
Der nächste Tag wurde geplant denn es waren nicht die km sondern die Höhen (1200 m)  die bewältigt werden sollten. Noch schnell eine "Gute Nacht" und ab ins Körpchen.



Pola de Allande / Berducedo (18 km)

Die Sonne scheint schon durch das Fenster und lockt mich aus dem Bett. Der Rucksack wird geschnürt und in der Bar noch schnell gefrühstückt. Der heutige Tag führt mich durch ein landschaftliches Paradies mit Quellen, Bächen, moosbewachsenen Steinen und Farnen hinauf zum Pass Puerto del Palo

noch ist der Aufstieg nicht geschafft


mir laufen Freudentränen über die Wangen und ich bin nicht nur Gott dankbar, hier sein zu dürfen, sondern auch meiner Frau Beate die mir den Camino ermöglichte. Mir schießen weitere Freunde durch den Kopf: Auf dieser Höhe bin ich  Alfred und Karl viel näher gekommen. Ich falte meine Hände und und "Danke" allen Menschen die mir in meinem Leben geholfen haben.


Schutzhütte am Pass Palo
 Herrliche Aussichten in die Täler um mich herum. Serpentinen durchziehen den Bergrücken
 und verbinden so die Täler. Am Horizont stehen viele Windräder. Hier hat sich die Landschaft verändert. Zunächst geht es unwegsam, geröllig bergab. Der Weg bringt mich in das alte, halbverfallene Bergdorf Montefurado.
der geröllige Weg


Zunächst geht es unwegsam und geröllig bergab. Der Weg bringt mich in das verfallene mittelalterliche Bergdorf Montefurado.


Was mögen wohl die Menschen in dem Dorf denken wenn täglich hier die Pilger vorbei kommen. Hier und da frage ich mich in der Natur wer die Vorfahrt hat. Ich habe freiwillig der Kuh den Vortritt gelassen; denn die Hörner waren auch für mich eine Nummer zu groß.


Die Kirchenuhr von Berducedo schlug 12 °° Uhr. Eigentlich viel zu früh um schon  mit dem Pilgern aufzuhören.Am Wegesrand tauchte dann die 1. Herberge auf.

 

Sollte ich aufhören? Gestärkt von einem Pilgermenue Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch und dem Vino Tinto wollte ich weiter gehen. Ich kam nur sehr schwer wieder auf die Beine da kam mir die nächste Herberge gerade recht.


                 Privatherberge Asturias
                   Allende Berducedo
                 Tel: 696929164 (165)
               caminantigao@gmail.com


Wer möchte da nicht schlafen  aus dem Fenster                 schauen und träumen

Pilger was willst du mehr?



















                                                                                             


Berducedo / Grandas de Salime (20 km)

Nach einem kräftigen Anstieg über die Teerstraße, für die sich nicht jeder Pilger begeistern kann, wurde ich mit einem langen , meist leichten und sehr schönen Abstieg zum Stausee des Flusses Navia belohnt, bei dem sich eine weite Aussicht ins Tal öffnete.

Der Aufstieg hat sich aber gelohnt, denn die Aussicht ist beeindruckend! Über der Landschaft liegt noch der Morgendunst, trotzdem kann ich kilometerweit über die Bergkette blicken. Mir gibt diese Szenerie ein Gefühl der Freiheit. Nach kurzer Zeit  stoße ich auf ein mittelalterliches Gehöft. Es trägt den Namen Busol und diente in den früheren Zeiten als Pilgerhospital. Hier steht auch die kleine Wallfahrtskirche Santa Marina




Mir geben die kleinen Kirchen immer eine innere Einkehr. Hier danke ich den Menschen die mir in meinem Leben immer zur Seite standen. Schlicht und einfach waren auch die Menschen die die Kirche gebaut haben.
ULTREJA! - DER GRUSS AUF DEM PILGERWEG. KEINER WEISS GENAU, WAS "ULTREJA" WIRKLICH HEISST, ABER DAS WORT WIRD IM SINN VON "VORWÄRTS!" ODER "WEITER VORAN!" GEBRAUCHT. ES SOLL SCHON IM 13. JAHRHUNDERT UNTERWEGS AUF DEM JAKOBSWEG GESAGT WORDEN SEin.




Mehrere Kilometer geht es jetzt hinab zum Stausee (Höhendifferenz 800 m) der von dem Fluß Navia gespeist wird. Nach der Überquerung der Staumauer war die gleiche Tortur wieder bergauf.






Das Wasserkraftwerk  Salime befindet sich unter der Staumauer. Es verfügt über vier Generatorengruppen mit je 32 Megawatt, die zwischen 1953 und 1956 in Betrieb genommen wurden. Die Gesamtleistung beträgt 128 MW, 



Luxemburg / Frankreich / Kanada / Deutschland


Einige Pilgerfreunde die sich in den letzten Tagen immer wieder  begegneten. Es ist schön zu wissen, dass sich auf dem Jakobsweg alle verstehen.












Grandas de Salime hat nach der Umsiedelung ein neues modernes Gesicht bekommen. Empfehlenswert ist das Museum. Hier werden Stücke gezeigt die aus dem anderen Jahrhundert stammen.

Grandas de Salime /  Fonsagrada (23 km)


Ein mäßiger Aufstieg in Richtung Alto del Acebo 1105 m. Die Bergspitze konnte ich wegen dichtem Nebel nicht sehen. Dafür aber  die Windräder auf dem Bergrücken hören.



So habe ich den Berg  gesehen. 

Das ehemalige Fürstentum Asturien wurde verlassen und die Grenze von Galicia erreicht.



alles wieder im Blick


Einkehrmöglichkeit

Natur - Steingarten

Pilger in der Heidelandschaft

Nur noch wenige Kilometer und der Ort Fonsagrada wurde erreicht. Hier hatte ich auch wieder Pilger - Glück; denn in der Herberge wurde von der "Hausdame" die Wäsche gewaschen und rucksackfertig auf das Bett gelegt.







Maria hatte ein Herz für ausgelaugte Pilger















Santa Maria die Kirche von Fonsagrada
















Fonsagrada / Cadavo - Baleira  (25 km)


Heute bei sonnigen Temperaturen ist die schwerste Etappe des Camino Primitivo noch vor mir. Die erste Passhöhe hat noch keine Probleme an mich gestellt. Gerade habe ich Thomas 27 Jahre aus Eupen / Belgien kennengelernt. Er machte mir das Kompliment, dass ich für mein "Alter" noch gut drauf bin. Einige Kilometer auf dem wunderschönen Abstieg nach Degolada konnte ich  damit leben. Doch dann kam die schlimmste Steigung auf dem Camino. Der Anstieg ist unwegsam mit mindestens 15 % Steigung. Von Thomas habe ich nichts mehr gesehen. Ich zog mir die Schirmmütze immer tiefer ins Gesicht und habe mich mit Pausen bis auf den Gipfel durchgebissen.
Der Pilger ist schon wieder frisch


In La Lastra war dann die erste Bar wieder zu finden wo alle "Bergziegen" sich erst einmal erholen konnten und den Flüssigkeitshaushalt verbesserten.


Gegen 14 °° bin ich in Cadavo - Baleire angekommen und habe das Hostal Moneda  angesteuert. Der heutige Tag hat mir alles abverlangt. Zum perfekten Ausklang gab es noch ein Pilgermenue. An diesem Tag gab es gemischten Salat, Rippchen, Helados, Vino Tinto und Wasser. Mit der nötigen Bettschwere habe ich dann erst einmal eine Mittagspause eingelegt.

Cadavo - Baleira  / Lugo  (33 km)


Dunkle Wolken und teilweise Nebel. Windig und Kalt! Vorsichtshalber habe ich den Rucksack mit Regenhaube versehen. Es war aber nicht so; denn am Vormittag kam die Sonne noch heraus. Nach den gestrigen Bergen  verwandelte sich die Strecke in Wald und Wiesengelände. Übrigens traf ich hier den Ungarn vom 1. Tag Getexo wieder.






Ein Jahrhundertsprung hat stattgefunden; denn hier zieht die Kuh noch den Wagen und die Klostermauern sind nur noch der Witterung ausgesetzt.










In der Ferne ist Lugo in Sicht. Lugo war zur Römerherrschaft die Hauptstadt der Provinz Galicien. Der Stadtkern ist umgeben von einer 2130 m langen Mauer die bis heute begehbar ist. Im 3. Jahrhundert entstand die Steinkonstruktion, die im Jahr 2000  zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Ich steige über eine Treppe auf die Mauer  und umrunde die Altstadt. Von hier oben hat man einen Einblick der alten Gebäude aber auch der alten teilweise ungepflegten Hinterhöfe.

Nach der Umrundung der Stadt finde ich auf  der Praza Major genügend Möglichkeiten einen Cafe con Leche zu trinken.


Es dauerte nicht lange und alle Pilgerfreunde Udo, Renate, Bernd, Franz, Dorin gesellten sich dazu.



Übrigens bin ich in Lugo um 14 °° Uhr angekommen und hatte Mühe die Pension Brios zu finden. Nachdem ich beim Friseur nachgefragt habe hat mich ein Kunde zur Pension gefahren.
Die Unterkunft lag ca. 15. Minuten vom Stadtkern entfernt.
Was für eine quirlige Stadt nach den vielen Tagen der Einsamkeit auf dem Camino Primitivo.





Am nächsten Morgen ging ich sehr früh noch einmal durch die Stadt, die fast leer war.


Hier fand noch einmal eine Orientierung statt und dann ging es kilometerlang auf der Straße nach
Palas de Rei wo ich in dem mir schon bekannten Hostal Vilarino genächtigt habe.


Am nächsten Tag dann der Kulturschock! Es trafen einige Camino`s zusammen. Der Camino Frances, Camino del Norte und Camino Primitivo. Wohin mit all den Pilgern?  Bedingt durch meine 3 ersten Pilgertouren war mir der Weg ab hier bekannt. Es ist auch ein schönes Gefühl sich in einer vertrauten Umgebung zu bewegen.


Keine 66 km mehr und ich habe das Ziel Santiago de Compostela erreicht Nach einigen Stunden hatte ich die ebenfalls mir bekannte Bar Santiago mit dem "Schweizer" in Castaneda erreicht. eine "Herzliche Umarmung" und sofort hat mir der Wirt etwas zu Essen gemacht. Das ist eben die große Pilgerfamilie.



Einen Zwischenstopp habe ich in Arzua eingelegt und bin dann weiter nach Pedrouzo zur bekannten Residencia Maruja gepilgert. Eine Nacht noch und dann bin ich 22 Tage auf der Camino Strecke
Bilbao - Oviedo  - Santiago gewesen.

Kirche in Pedrouzo



Pedrouzo / Santiago de Compostel (20 km)


Wie immer! Ich konnte es nicht mehr im Bett aushalten. Um 6:30 Uhr war die Nacht zu Ende. Meinen Rucksack hatte ich ja schon gepackt. Es war noch dunkel auf dem Camino und ein heller Stern leuchtete über Santiago. War er echt oder nur Bestimmung? Um 8:30 Uhr habe ich die Stadtgrenze von Santiago erreicht und dann sind es nur noch 10 Kilometer.


Ein Hauch von Wehmut, denn meine Reise wird jetzt bald zu Ende sein, andererseits aber auch ein Glücksgefühl über meine eigenen Grenzen hinausgewachsen zu sein.

Ein glücklicher Moment für meine verstorbenen Freunde Alfred und Karl die mich auf dem ganzen Weg begleitet haben. So wie in den vielen gemeinsamen Jahren zuvor sind wir auch gemeinsam gewachsen  mit den Aufgaben auf dem Weg. Nochmals Danke für die Unterstützung.

Ich bin am Ziel. Viele Emotionen schießen in mir hoch: Freude, Dankbarkeit an meine Frau Beate,  Trauer und Wehmut, ich empfinde alles auf einmal.


Im Pilgerbüro lasse ich meine Credencial del Peregrino (Pilgerausweis) abstempeln und bekomme meine 4. Compostela Urkunde ausgehändigt. Ebenfalls wurde mir die "Traueranzeige" meiner Freunde Alfred und Karl im Pilgerbüro abgestempelt.

Ich komme noch pünktlich zur Pilgermesse. Lieder aus Taize werden gerade von einer Nonne angestimmt. Mein Platz ist weit vorn unter den Kirchenbesuchern. Es ist ein Mittwoch in vielen Gesichtern der Pilger ist die gleiche Freude abzulesen die auch ich verspüre.
Der Erzbischof von Santiago gibt Weihrauch in den botafumeiro, segnet ihn  und fünf , in rot gekleidete Männer bringen den Kessel zum Schwingen.



Eine Neuigkeit empfand ich mit dem Pilgertreff nach der Pilgermesse. Die Diozese Rottenburg - Stuttgart betreut den interessierten Personenkreis.


Am Nordeingang der Kathedrale war der Treffpunkt und von dort ging es in das gegenüberliegende Kloster.


Pilgergespräche fanden statt. Ein gemeinsames Pilgermenue und die Verabredung  zum abendlichen "Rundgang" um die Kathedrale. Toll kann ich da nur sagen; denn hier wurde mir sehr viel kulturelles mitgeteilt.


Ein ganz besonderes Erlebnis war auch der deutschsprachige Gottesdienst um 6:45 Uhr am Grab des Apostel Jakobus.


Ich habe wieder einmal wertvolle Erfahrungen gesammelt. Nach meiner Rückkehr bedarf es noch Wochen wenn nicht Monate um all die gewonnenen Erkenntnisse zu verarbeiten und möglicherweise auch anderen interessierten Menschen davon zu erzählen.

Jesus hat auch mich gerufen und ich bin ihm gefolgt. Nun liegt es an mir wie ich es in die Welt hinaus trage.
Ich kann dieses Abendteuer, sich auf den Weg zu machen, nur jedem ans Herz legen

Adios en Santiago

Hier endet meine 4. Pilgerreise Nach dieser schönen und aufregenden Zeit fällt es mir schwer, zum Camino und meinen 2 Freunden Alfred und Karl Adieu zu sagen.

Wir drei Freunde und das ist tröstlich werden uns wieder sehen.

Hasta luego en el Camino!

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